Und jetzt – gehe ich
11.02. – 16.07.2017
Andreas Walser (1908 – 1930) ist eine aussergewöhnliche Erscheinung in der Bündner Kunst- und Kulturwelt. Die Ausstellung, die zusammen mit der Musikerin Vera Kappeler für das Labor des Museums konzipiert wurde, eröffnet neue Wege zu diesem früh verstorbenen Ausnahmekünstler.
Im Januar 1929 suchte Andreas Walser in Paris die Bekanntschaft von Jean Cocteau, dem einflussreichen Literaten, Künstler und Filmemacher. Im Verlauf des Frühjahrs lernte Walser weitere Persönlichkeiten der Pariser Bohème kennen, so u.a. Klaus Mann, René Crevel, Maurice Tabard und Colette. Zu dieser Zeit kann der Maler erste Werke in Ausstellungen zeigen und auch verkaufen. Ende April 1929 entgeht er nach einer Überdosis Drogen nur knapp dem Tod.
In Paris nimmt er an der Ausstellung Exposition d’art abstrait statt, die im Umfeld der Künstlergruppe Cercle et Carré zusammengestellt wurde. Ende Juli besucht er erneut Ernst Ludwig Kirchner und trifft auf dem Wildboden den Maler Fritz Winter.
Auch Weihnachten und Neujahr 1929/1930 verbringt Andreas Walser in der Schweiz.
Am 19. März 1930 stirbt Andreas Walser in Paris unter ungeklärten Umständen.
Das künstlerische Werk von Andreas Walser ist trotz der kurzen Schaffenszeit sehr umfangreich. Die Ausstellung zeigt einen Überblick über die wichtigsten Werke und Werkgruppen und thematisiert verschiedene Schwerpunkte. Der bekannte Bündner Bühnenbildner Duri Bischoff stattet das Labor im 1. Obergeschoss des Neubaus mit Installationen zu Andreas Walsers Lebensstationen aus. Diese 'Kulissen', ausgeleuchtet von Lichtdesigner Roger Stieger, bilden den Rahmen für die Ausstellung und für verschiedene musikalisch-poetische Programme mit ausgewählten Musikern und Schauspielern, mit Mitgliedern des Jungen Theater Graubünden (JTG) und Schülerinnen und Schülern der Bündner Kantonsschule Chur.
Aufgewachsen als Pfarrerssohn in Chur, zog es Andreas Walser mit 20 Jahren in die Kunstmetropole Paris. Er wollte nach eigenen Aussagen „ganz und gar französisch werden“. In Paris machte er bald Bekanntschaft mit berühmten Persönlichkeiten aus der Kunst- und Literatenszene. Er arbeitete wie besessen, oft unter Drogeneinfluss, und konnte schon bald einige Werke in Ausstellungen zeigen. Und doch zog es ihn immer wieder nach Graubünden, zu seinen Jugendfreunden und zu seinem Vorbild und väterlichen Freund Ernst Ludwig Kirchner.
Porträt Andreas Walser, Marseille
Januar/ Februar 1930
© Privatbesitz
16. Abstraction 201 rouge – 2 têtes (morphine), 1929
© Privatsammlung
Nature morte – Statue à la fenêtre, 1929
© Privatsammlung
ohne Titel (Männliche Figur mit Opiumpfeife), 1929
© Privatbesitz
Raucher vor Balkon, 1929
© Privatbesitz
Skelett vor Berglandschaft, 1929
© Privatsammlung
Ernst Ludwig Kirchner
Porträt Andreas Walser, nach 1924
© Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern
Courtesy Kirchner Museum Davos