Das Museum Haus Konstruktiv ist die einzige Institution in der Schweiz und eine der
wenigen in Europa, die sich der geschichtlichen und inhaltlichen Aufarbeitung der
konkreten, konstruktiven und konzeptuellen Kunst verschrieben hat und sie gezielt
in einen lebendigen Dialog mit internationalen Tendenzen der Gegenwartskunst stellt.
Getragen wird das Museum von der Stiftung für konstruktive, konkrete und konzeptu-
elle Kunst, die 1986 von privaten Kreisen gegründet worden war und von 1987 bis im
Frühjahr 2001 ihr Domizil unter dem Namen Haus für konstruktive und konkrete Kunst
an der Seefeldstrasse 317 im äusseren Seefeld-Quartier hatte. An diesem Standort
konnte sich die Institution mit über siebzig Ausstellungen bereits einen internationalen
Ruf erwerben. Von Beginn weg wurden die Ausstellungen von einer konzentrierten
Kunstvermittlung, zahlreichen Publikationen und Editionen begleitet.
Der Sitz in Zürich ist kein Zufall: Hier haben Künstler wie Max Bill, Camille Graeser,
Verena Loewensberg und Richard Paul Lohse gewirkt und zur Entwicklung der inter-
nationalen Moderne beigetragen. Hier entstand ein Zentrum für das Neue Bauen, die
Gute Form und das Swiss Graphic Design. Weiter sind in Zürich bedeutende Galerien, Künstlernachlässe, Stiftungen und Archive konstruktiver und konkreter Kunst zu finden.
Kunst statt Strom
Seit 2001 befindet sich die Institution unter dem Namen Museum Haus Konstruktiv
im ehemaligen ewz-Unterwerk Selnau, einem der markantesten Zeugnisse Zürcher
Industrie-Architektur. Der kraftvolle Kubus und der markante Turm des ezw-Unter-
werks Selnau prägen das Stadtbild an der Sihl. Das Gebäude ist von kulturgeschicht-
licher Bedeutung, es diente der Start Zürich während rund hundert Jahren als Um-
formerstation und versorgte die City mit Elektrizität. Der älteste Bauteil geht auf das
Jahr 1989 zurück. 1929/32 wurde es vom damaligen Stadtbaumeister und renom-
mierten Architekten Hermann Herter in einem einheitlichen Baukörper im Stil des
Neuen Bauens zusammengefasst. Der technische Fortschritt machte das ewz-Unter-
werk Selnau überflüssig. Mit Ausnahme der Gleichrichteranlage und der Transfor-
matorenstation im Untergeschoss wurde es 1998 stillgelegt. Die Stadt Zürich stellte
das einmalige Zeugnis der Industriearchitektur unter Denkmalschutz, liess es sanie-
ren und in einen Kulturort umwandeln. Nach Plänen der Architekten Roger Diener
(Basel), Meier+Steinauer und Fuhrimann/Hächler (Zürich) wurde der vordere Teil
des ezw-Unterwerks Selnau zu einem attraktiven Museum umgebaut, mit insgesamt
1200m² Ausstellungsfläche auf fünf Stockwerken. Den Besucherinnen und Besucher
bieten sich auf vielfältige Weise Kunst in Wechselausstellungen und Sammlungsprä-
sentationen. Permanent präsentiert wird der einzigartige und legendäre «Rockefeller
Dining Room» von Fritz Glarner, eines der zentralen Werke aus der eigenen Samm-
lung. Parallel zu den Ausstellungen finden im Museum Haus Konstruktiv regelmässig
Vorträge, Talks und Künstlergespräche statt.