Kilian Rüthemann – room for milk

«Visionäre Sammlung Vol. 20»:

Kilian Rüthemann – room for milk
13. Dezember 2012 bis 17. Februar 2013
Ausstellungseröffnung: 12. Dezember, 18 Uhr


Für seine Ausstellung im Museum Haus Konstruktiv entwickelt Kilian
Rüthemann eine neue Arbeit. Rüthemann (geb. 1979 in Bütschwil, St.
Gallen, lebt und arbeitet in Basel) versteht sich nicht als Künstler, son-
dern als Bildhauer. Der jeweilige Ausstellungsraum bildet dabei immer
den Ausgangspunkt für das Sichtbarmachen seiner Ideen. – Je nach
Situation werden die Wände, der Boden, ja sogar die Decke freigelegt,
neu konstruiert oder verfremdet. Es handelt sich immer um sehr präzi-
se, teilweise minimale bildhauerische Eingriffe, mit denen es Rüthe-
mann gelingt, die gesamte Raumwirkung zu verändern.

Das Wissen über die Beschaffenheit von Rohmaterialien wie Beton, Ei-
sen oder Gips eignete sich Rüthemann während seiner Ausbildung zum
Steinbildhauer an. Verfeinert hat er sein Handwerk und sein Material-
gespür an der Basler Hochschule für Gestaltung und Kunst. Bereits kurz
nach seinem Abschluss in der Fachklasse für Bildende Kunst und Medien-
kunst im Jahr 2005 machte er mit seinen Werken im In- und Ausland
auf sich aufmerksam. 2008 nahm er an der 5. Berlin Biennale für zeit-
genössische Kunst teil. Bald darauf fand unter dem Titel «Sooner Ra-
ther Than Later»
seine erste grosse Einzelpräsentation im Kunsthaus Glarus statt, mit
der die Ausstellungsmacher den begehrten Swiss Exhibition Award ge-
wannen. Es folgten Ausstellungen im Istituto Svizzero in Rom und im
Museum für Gegenwartskunst in Basel (Manor Kunstpreis). Auch den
öffentlichen Raum bespielte Rüthemann mit einer Arbeit, die temporär
in Zürich zu sehen war: auf der Sigi-Feigel-Terrasse wurde aus PVC-
Rohren mit 40 cm Durchmesser schnell aushärtender Beton gepresst
und zu schlauchartigen Skulpturen auf dem Boden ausgelegt. Rüthemann
baut und konstruiert alles selbst. Die Materialverhältnisse werden häufig
zunächst im Atelier erprobt, bevor er den Ausstellungsraum in eine Bau-
stelle verwandelt. In seinen Arbeiten lotet er die Grenzen des Raumes
und des Materials aus, versucht, dessen Gegebenheiten auszunutzen und
bindet immer wieder die sonst nicht wirklich „sichtbare“ Infrastruktur des
Gebäudes in seine Kunstwerke mit ein. Die für gewöhnlich unscheinbaren
Wand-, Boden-, und Deckenelemente werden zu den eigentlichen Prota-
gonisten seiner Interventionen. Rüthemanns installative Eingriffe und die
damit eingehenden Veränderungen ermöglichen es den Besuchern, den
gewohnten Raum anders – und seine Beschaffenheit bewusster wahrzu-
nehmen.

Das Freilegen von Strukturen erfolgt mit brachialen Mitteln: Rüthemann
schüttet Beton auf Treppen aus, sprayt Putzmörtel auf Wände oder zer-
schmettert Glas. Die dabei verwendeten einfachen, „armen“ (Bau-)Mate-
rialien suggerieren nicht nur eine Nähe zur Arte Povera, sondern auch zur
Minimal Art.
Kilian Rüthemann
Attacca, 2010
Zucker, gebrannt
Foto: David Aebi
Courtesy: RaebervonStenglin, Zürich
Kilian Rüthemann
Sticks and Trees, 2011
Courtesy: RaebervonStenglin, Zürich
Kilian Rüthemann
Untitled, 2008
Zucker, gebrannt
Foto: Sully Balmassière
Courtesy: RaebervonStenglin, Zürich