Visionäre Sammlung Vol. 21:
JOACHIM GROMMEK – … painting show»
7. März bis 12. Mai 2013
Das Museum Haus Konstruktiv startet sein Jahresprogramm mit zwei Ausstellungen,
die dem Wesen der Malerei auf der Spur sind. Neben dem USamerikanischen Maler
Alex Katz zeigen wir eine Einzelausstellung des deutschen Künstlers Joachim Grom-
mek (geb. 1957 in Wolfsburg, lebt und arbeitet in Berlin). Seit Beginn seiner Lauf-
bahn verfolgt Grommek eine malerische Strategie, die mit Illusionen spielt und unse-
re Wahrnehmung auf die Probe stellt. Seine Arbeiten sind subtile Kommentare zu
den Grundfragen der Malerei, sie täuschen unsere Sinne und lassen uns erst allmäh-
lich erkennen, dass sie nicht sind, was wir darin zu sehen glaubten. Charakteristisch
für seine Kompositionen sind klare geometrische Formen, kraftvolle Farben und
Trompe-l’oeil-Effekte. Ausgangspunkt bildet nicht selten die Beschäftigung mit Leit-
figuren aus der Kunst, denn oft fühlt man sich erinnert an Malewitsch, Mondrian,
Palermo oder Ryman. Es handelt sich bei diesen Vorbildern um Künstler, deren Wer-
ke das Verhältnis von Realität, Bild und Material thematisieren und ihre eigenen Mit-
tel hinterfragen. Grommeks Werke sind klare Statements, in denen er sich mit kon-
kreten und minimalistischen Positionen auseinandersetzt und kunsthistorische Kate-
gorien wie Original, Urheberschaft und Authentizität untersucht.
Im 4. Stockwerk des Museums wird Joachim Grommek zentrale Beispiele aus ver-
schiedenen Werkreihen zeigen. Vor allem seine Bilder halten immer wieder ein Über-
raschungsmoment bereit, das unsere alltäglichen Seherfahrungen in Frage stellt:
Wir nehmen als Betrachterinnen und Betrachter exakt abgegrenzte Farbflächen wahr,
die in Form von Klebestreifen auf den schlichten Bildträger Spanplatte appliziert zu
sein scheinen. Der auf den ersten Blick unfertige Zustand der Bilder regt zu genaue-
rem Hinsehen an. Der Künstler verwendet ockerfarbene Spanplatten, grundiert diese
weiss und versieht sie dann mit einer Malerei, die die Oberflächenstruktur der ur-
sprünglichen Holzplatte imitiert. Der illusionistische Effekt wird dadurch noch gestei-
gert, dass am Bildrand die Spanplatte in ihrer tatsächlichen Beschaffenheit sichtbar
bleibt.
Zusätzlich zu seinen Bildwerken wird Grommek auch raumbezogene Installationen
zeigen, die ebenfalls verunsichern: Nicht wenige Besucherinnen und Besucher wer-
den sich fragen, ob es sich dabei überhaupt um Kunstwerke handelt oder ob hier
versehentlich Teile vom Ausstellungsaufbau stehen geblieben sind. Spanplatten leh-
nen an der Wand, scheinbar knapp und flüchtig bestrichen – und doch sind auch sie
das Ergebnis einer präzise ausgeführten malerischen Bearbeitung. Der Zustand der
Spannung bleibt erhalten, die Widersprüche zwischen Darstellung und Realität blei-
ben ungelöst. Grommek spielt mit der Verführbarkeit unserer Wahrnehmung und
unserer Sehnsucht nach Gewissheit.
Joachim Grommek
o. T., 2010
Lack auf Aluminium
100 x 75 cm
Foto: Uwe Walter
Joachim Grommek
o. T. #139, 2010, Lack, Acryl, Öl, Grundierung auf Spanplatte, 50 x 50 cm
Foto: Nick Ash, Berlin
Joachim Grommek
o. T., 2011
Lack auf Aluminium
150 x 112,5 cm
Foto: Uwe Walter
Ausstellungsansicht Museum Haus Konstruktiv, 2013
Foto: Stefan Altenburger
Ausstellungsansicht Museum Haus Konstruktiv, 2013
Foto: Stefan Altenburger
Joachim Grommek
o. T., 2000 / 2008
Öl, Grundierung auf Spanplatte, diverse Materialien, Masse variabel
Foto: Uwe Walter