26. Mai bis 15. September 2013
Situationen und Ereignisse, die immer wieder verhandelt werden und doch nie eintreffen,
bergen wie Zwischenlager für radioaktive Abfälle explosives Potential. Christoph Draeger
untersucht in seiner Ausstellung im Kunst(Zeug)Haus, was sich aus dem medialen post-
apokalyptischen Sondermüll heben lässt, und entwickelt daraus eine prekäre Situation,
welche den Besucher interaktiv miteinbezieht. Ausgehend von seinen frühen, grossfor-
matigen Katastrophenmodellen, Catastrophe#1 (1994) und Catastrophe#2 (1996), hat er
erstmals für eine Ausstellung ein Landschaftsmodell gebaut: Eine apokalyptische Vision,
leergefegt von Akteuren. Ihre Schluchten und Berge erheben sich aus einer rohen Konstruk-
tion, die Farbigkeit ist reduziert auf eine nuancenreiche Palette von Grautönen. Je mehr
der Blick eintaucht, umso unklarer werden der Grössenmassstab und der Bezug zu einer
„realen“ Natur. Zudem legt sich ein verstörender Soundtrack über die ganze Szenerie, in-
dem die Schritte der Besucher von Tonabnehmern registriert und von Verstärkern und Laut-
sprechern in die Landschaft übertragen werden, die so zur Membran für diese Soundscape
wird.
Neben dieser Installation zeigt der Künstler zwei Videoprojektionen: 2007 hat Christoph
Draeger in Motier seinen 8m hohen “Wicker Man” errichtet, im Juni 2008 wurde er als Per-
formance verbrannt. Ohne Kenntnis des Originals vermag der Betrachter nur spekulieren
über den Sinn dieser Verbrennung, die Schönheit der Zerstörung lässt uns jedoch verwei-
len. Dass der Originalfilm von einem heidnischen Menschenopfer handelt spitzt die Anzieh-
ung durchaus zu. Als Doppel-Projektion zeigt der Künstler seine Bearbeitung von John Hill-
coat’s epochalem Endzeitepos „The Road“ (2009): Ein Vater und sein Sohn reisen nach ei-
nem Katastrophenereignis durch ein verwüstetes Amerika in Richtung Küste, ihre Sorge gilt
dem täglichen Überleben und der Suche nach Nahrung. Christoph Draeger hat sich das Ori-
ginalmaterial zuerst selektiv angeeignet, indem er den Originalfilm auf die 7:30 Minuten der
eigentlichen Reisebilder reduziert und dadurch alles Anekdotische entfernt, um es dann zu
objektivieren: er verbindet es mit seiner eigenen Person (als Medienkonsument, als Künstler
und Regisseur, und in dieser Arbeit vor allem als Vater eines kleinen Jungen), um es ins Hier
und Jetzt und zu uns zu bringen.
Daniela Hardmeier, Kuratorin
Veranstaltungen
- Vernissage: Sonntag, 26. Mai 2013 um 11.30h
- Christoph Draeger und Bob Gramsma führen durch ihre Ausstellungen:
Sonntag, 1. September 2013 ab 12h. Anschliessend Wurst und Bier.
- Öffentliche Führungen: 2. Juni, 30. Juni, 25. Aug., 15. Sept. 2013, 11.30h
Christoph Draeger, The Road, 2009/2013
Video, Still
Christoph Draeger, Catastrophe #2, 1996
Acrylic Paint-Jet auf PVC, 300x400 cm
(Model, ca. 150 m2)