Irene Kopelman, Stefan Burger

Irene Kopelman
Stefan Burger

15. März 2013, 18 Uhr


Mit den Ausstellungen von Irene Kopelman (*1974, Argentinien)
und Stefan Burger (*1977, Deutschland) präsentiert die Kunst
Halle Sankt Gallen zwei unterschiedliche künstlerische Position-
en, die in einen Dialog miteinander treten. Beide Projekte versu-
chen sich im Unmöglichen: komplexe Phänomene und Beziehun-
gen visuell festzuhalten.
Die Werke der in Amsterdam lebenden Künstlerin Irene Kopelman
entstehen aus intensiven Recherchen, zu denen die enge Zusam-
menarbeit mit Wissenschaftlern genauso wie eigene Feldarbeit
gehören. Dabei sucht sie nach geeigneten Methoden, um be-
stimmte Phänomene in Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen
umzusetzen.
In der Ausstellung «Entanglement» zeigt Irene Kopelman drei Serien filigraner Zeichnungen
und Malereien auf Papier, die sie während des Besuchs von wissenschaftlichen Expeditionen
in Malaysia, Panama und Peru realisiert hat. Den dortigen Urwäldern näherte sich die Künst-
lerin auf behutsame und ganz unterschiedliche Art und Weise: Während sie für die Zeich-
nungen der Panama-Serie Leaf Litter Traps die Umrisse herabgefallener Blätter und kleiner
Zweige verwendete, die sie in Netzen – den sogenannten leaf litter traps (Laubfallen) wie
sie von Forschern aufgestellt werden – sammelte, zeigen die Dyptichen der Malaysia-Serie
(Sampling Greens) Kopelmans Versuch, die unermesslichen und vielleicht unendlichen Va-
riationen der Grüntöne des Dschungels in Farbstudien zu erfassen. In der Peru-Serie (The
Exact Opposite of Distance) schliesslich wird ein\n System sichtbar, das der Künstlerin – über-
wältigt von der Dichte und \nUnmittelbarkeit des Dschungels – erst eine Darstellung ermöglich-
te. So \nschuf sie sich einen Ausschnitt, deren Umgrenzung aus sich kreuzenden \nLinien – z.B.
ein Baumstamm, eine Liane oder ein am Boden liegender Ast –\n bestand. Den Inhalt dieses
'Fensters' gibt sie letztlich in der \nZeichnung wider.

Zum ersten Mal wird dieses umfassende Werk Irene \nKopelmans gesamthaft in einer Institu-
tion präsentiert. Eine Publikation,\n die in Zusammenarbeit mit Roma Publishing entstanden ist,
begleitet die\n Ausstellung.

Auch Stefan Burgers Projekt «Reizdarm streicheln – Die \nEphemera-Sammlung Christoph
Schifferli und das Archiv Georg A. Hermann \nals Durchlaufsysteme» ist ein Versuch der künst-
lerischen Darstellung \neines wuchernden Systems: Der in Zürich lebende Künstler, der für sei-
ne \nInstallationen, Fotografien und Fotocollagen zuweilen die ritualisierten\n Organisationsfor-
men von Präsentations- und Herstellungsbedingungen der \nKunst als Resonanzkörper nutzt,
zeigt eine Fortsetzung und \nWeiterentwicklung der 2012 von Giovanni Carmine am Hard Hat
in Genf \nkuratierten Ausstellung «Les éphémeras de Schifferli». Diese war ein \nPortrait der
Ephemera-Sammlung des Zürchers Christoph Schifferli, die \nsich unter anderem auf Künstler-
plakate, Ausstellungseinladungen und \nandere beiläufige Druckerzeugnisse des Kunstsystems
konzentriert.

Für\n die Kunst Halle Sankt Gallen erweitert Burger das Projekt durch einen \ngelenkten Einblick
in das Archiv des deutschen Fotografen Georg A. \nHermann, dessen zentraler Bestandteil ein
jahrzehntelang gewachsenes \nFotoarchiv mit Bildern der Kunstwelt und ihren Akteuren ist. Das
\nsystematische Vorgehen der beiden Sammler einerseits und die mäandernde \nMenge an Mate-
rial andererseits werden von Burger in einen \nvorübergehenden, installativen Zustand überführt.
Irene Kopelman, The Exact Opposite of Distance, 2012
Sammlung: Olivier Gevaert, Belgien
Courtesy: Motive Gallery, Brüssel
Irene Kopelman, Leaf Litter Traps, 2012
Courtesy: Labor Gallery, Mexico City
Stefan Burger, Les éphémeras de Schifferli, 2012