25. Mai – 4. August 2013
Anlässlich des 75. Geburtstags von Roman Signer (*1938 in Appenzell, wohnt und
arbeitet in St. Gallen) präsentiert die Kunst Halle zu Ehren des renommierten Künst-
lers eine Gruppenausstellung, die sowohl Hommage, wie auch Rekonstruktionsver-
such und Experiment ist.
Mit den Künstlern: Nina Canell, Valentin Carron, Matias Faldbakken, Isabella
Girtanner, Raphael Hefti, Michael Höpfner, Norma Jeane, Peter Liechti, Josef
Felix Müller, Navid Nuur, Hans Ulrich Obrist, Jaakko Pallasvuo, Kilian Rüthemann,
Corinne Schatz, Roman Signer, Fredrik Værslev
Ausgehend von Roman Signers Einzelausstellung, welche 1988 in den Räumlichkei-
ten der Kunsthalle an der Wassergasse stattfand (damals von Josef Felix Müller ku-
ratiert), soll mit «Flex-Sil Reloaded» die Zentralität und Aktualität von Signers Schaf-
fen für eine jüngere Künstlergeneration unterstrichen, und Signer gleichzeitig ein klei-
nes Geburtstagsgeschenk gemacht werden. Darüber hinaus wagt «Flex-Sil Reloaded»
aus kuratorischer Sicht verschiedene Ausstellungsgenres zu mischen, mit der Ab-
sicht sowohl das Ausstellungsmachen, als auch die Geschichte der Institution zu
hinterfragen.
«Flex-Sil Reloaded»
entwickelt sich entlang zweier Hauptachsen: Einerseits findet
eine Art
Rekonstruktion von Signers Einzelausstellung von 1988 statt, indem
einige
der damaligen Werke den Weg in die heutigen Räumlichkeiten der
Kunst Halle Sankt
Gallen finden. Ergänzend dazu werden Bildmaterial und
Dokumente präsentiert, wel-
che den Besucherinnen und Besuchern helfen
sollen, sich ein Bild der damaligen
Ausstellung und deren Kontextes zu
verschaffen. Darunter befinden sich unter an-
derem Archivmaterial und
Skizzen, Fotografien von Peter Liechti sowie ein Interview
mit dem aus
St. Gallen stammenden Starkurator Hans Ulrich Obrist, der am 21.
De-
zember 1988 Besucher durch die Signer-Ausstellung führte. Weiter wird
dem Publi-
kum ein Faksimile des begleitenden Leporello von 1988 als „Give
Away“ offeriert. Da-
rin abgedruckt ist ein Text von Claudia Cattaneo, in
dem sie die Geschichte des my-
thischen Flex-Sil Dampfkochtopf schildert
(Signer war 1955/56 als Hilfsarbeiter in der
Flex-Sil-Abteilung der
Firma Grossenbacher in St. Gallen tätig, wo er Ventile
zusam-
menschraubte).
Auf der zweiten Hauptachse werden in der
Ausstellung verschiedene Positionen jünge-
rer nationaler und
internationaler Kunstschaffender gezeigt.Die Arbeitsweise dieser
Künstler ähnelt jener von Signer und es finden sich formale wie
inhaltliche Konvergen-
zen. Wie er benutzen sie Skulptur, Zeichnungen,
Filme und Aktionen, um sich in re-
duzierten, prägnanten Arbeiten auf
raffinierte und häufig humorvolle Art und Weise mit
der Eindämmung,
Freisetzung und Transformation von Energie oder mit Themen wie
Zeit und
Natur auseinanderzusetzen. Mit diesen Werken will man in der Ausstellung
einerseits auf Aspekte verweisen, welche die Aktualität von Signers
Arbeit untermauern,
andererseits sollen diese Werke auch Hommage sein.
Man erhofft sich damit eine le-
bendige Situation zu schaffen, in der
nicht nur der Dialog zwischen verschiedenen
Werkansätzen gefördert wird,
sondern auch einer zwischen den Generationen - dies
im Bewusstsein,
dass auch die sogenannte ‚junge‘, zeitgenössische Kunst bereits in
die
Kunstgeschichte eingebettet ist.
Die Gruppe der jüngeren
Kunstschaffenden, die an «Flex-Sil Reloaded» beteiligt sind
ist
durchmischt. Darunter befinden sich einige, die in der Kunst Halle schon
grosse Einzelausstellungen hatten. Beispielsweise Matias Faldbakken
(*1973, DK), der wie
Signer die subversive Geste pflegt, oder Navid Nuur
(*1976, NL), der für seine perfor-
mativen Skulpturen bekannt ist. Dazu
kommen der St. Galler Kilian Rüthemann
(*1979, CH) mit seinen
post-minimalistischen Rauminterventionen, oder etwa der
Bieler Raphael
Hefti (*1978, CH), der in seiner Kunst immer wieder energetische
Prozesse freisetzt. Andere Teilnehmende sind Nina Canell (*1979, SE),
Valentin
Carron (*1977, CH), Isabella Girtanner (*1984, CH), Michael
Höpfner (*1972. AT),
Norma Jeane (*1962, USA), Jaakko Pallasvuo (*1987,
FI) und Fredrik Værslev
(*1979, NO). Ob eine Untersuchung von Landschaft
stattfindet, das Thema der Zeit
aufgegriffen, die Idee vom
Selbstportrait fortgesetzt oder das Objekt als Ready Made
auf humorvolle
Weise verdreht wird - in den Werken dieser Künstler findet sich ein
Echo auf Roman Signers Schaffen.
Für die Ausstellung hat Roman
Signer zwei neue Arbeiten realisiert. Protagonist dabei
stellt ein
‚Piaggio Ape‘-Motorrad dar – einmal als Miniatur-Modell auf einem
Schachbrett
und einmal als senkrecht stehendes Vehikel im
Ausstellungsraum. Signer verweist da-
durch auf subtile Weise auf die Idee
von Kunst als Spiel, holt das Publikum dann aber
sofort wieder zurück
in die Realität.
Mit «Flex-Sil Reloaded» will die Kunst Halle Sankt
Gallen sowohl mit ihrer Geschichte
wie auch mit ihrem Netzwerk
spielerisch umgehen. Den König wollen wir aber nicht
schachmatt setzten,
sondern mit ihm ein Fest feiern.
Ausstellungsansicht, Kilian Rüthemann, Untitled (Wet Dog), 2011; Isabella Girtanner, Space Oddity, 2013; Roman Signer, Springer, 2013
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Ausstellungsansicht, Raphael Hefti, BURN BERN BURN, 2013; Valentin Carron, Ciao°5, 2012; Isabella Girtanner, space oddity, 2013; Raphael Hefti, Underlay Pushsticks, 2012
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Ausstellungsansicht, Matias Faldbakken, Untitled (Hard Time), 2013; Jaakko Pallasvuo, Higher Education, 2012; Raphael Hefti, BURN BERN BURN, 2013
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier
Ausstellungsansicht, Roman Signer, Springer, 2013; Isabella Girtanner, Space Oddity, 2013; Navid Nuur, Untitled, 2013
Photo: Kunst Halle Sankt Gallen, Gunnar Meier