Ein Wintermärchen

Ein Wintermärchen.
Der Winter in der Kunst von der Renaissance bis zum Impressionismus

10. Februar bis 29. April 2012


Das Kunsthaus Zürich zeigt unter dem Titel «Ein Wintermärchen» den Winter in
der Kunst von der Renaissance bis zum Impressionismus. Die über 130 Werke
umfassende Themen-Ausstellung enthält Gemälde von Pieter Brueghel d.J., Ja-
cob van Ruisdael, Francisco de Goya, Kasimir Malewitsch, Claude Monet, Edvard
Munch und vielen anderen europäischen Malern. Zum ersten Mal finden Schlitten
des österreichischen Herrscherhauses, handgeschnitzt und reich vergoldet, sowie
kostbare, flämische Tapisserien ihren Weg in ein Schweizer Kunstmuseum.

Die Mythen, mit Hilfe derer die grossen Kulturen die Entstehung der Welt zu
erklären versuchten, sind sich meist einig: Der Winter kam als Bestrafung und
als Plage auf die Erde. Bis ins Mittelalter brachte sein Einbruch die Versorgung
der Menschen und die Gesundheit einer agrarisch geprägten und von der Natur
abhängigen Gesellschaft in Gefahr. Sozialem und technischem Fortschritt ist es
gedankt, dass der Winter an Bedrohung immer mehr verloren hat. Das Kunsthaus
Zürich zeigt denn auch die vergnügliche Seite dieser Jahreszeit und läutet
mit dieser Ausstellung den Frühling ein.

VOM LEIDEN UND VERGNÜGEN DER MENSCHEN
Nach der Renaissance aus der Mode gekommen, erlebte die Winterlandschaft
im späten 18. Jahrhundert ihre künstlerische Wiedererweckung. Die karge
Jahreszeit wird zunächst romantisch verklärt. Später richtet sich der Blick der
Maler auf das äussere Erscheinungsbild der winterlichen Farbnuancen. Neben
grossformatigen Darstellungen der in Eis und Schnee stecken gebliebenen
napoleonischen Armee, versunken in Not und Elend, erwarten den Besucher im
grossen Ausstellungssaal des Kunsthaus Zürich zugefrorene Gewässer, prunkvolle
Stillleben und die Freuden der Eisläufer.
HOLLÄNDISCHE MALEREI, ROMANTIK, IMPRESSIONISMUS
Kunsthaus-Direktor Christoph Becker und Gastkurator Ronald de Leeuw präsentieren
über Genre- und Landesgrenzen hinweg eine breit gefächerte Auswahl von mehr als
130 Kunstwerken, die zwischen 1450 und den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in
Westeuropa entstanden sind. Neben holländischer Malerei, variantenreichen Land-
schaftsdarstellungen und impressionistischen Werken finden sich niederländische
Monatsallegorien, Szenen winterlicher Feste, Bräuche oder auch Stillleben. Porträts
und Interieurs geben Einblick in die jeweiligen Wintermoden und Ausstattungen, mit
denen sich die Menschen vor Kälte und Feuchtigkeit zu schützen suchten.

KUNSTVOLLE TAPISSERIEN, PFERDE UND SCHLITTEN
Diese nach Strömungen und Gattungen arrangierte Gemäldeauswahl wird von einer
Anzahl kostbarer Objekte ergänzt: grossformatige Tapisserien oder ein herrschaftli-
cher Schlitten, in den lebensgrosse Pferde eingespannt sind, Pokale, filigrane Porzel-
lanfiguren und kostbare Steinschnittobjekte illustrieren auf charmante Weise die
handwerkliche Meisterschaft, die von den besten Manufakturen ausgeübt wurde,
um ihre Auftraggeber zu erfreuen.

BERÜHMTE LEIHGEBER. WERKE VON BRUEGHEL ÜBER GOYA BIS MUNCH
Die vielen, in dreijähriger Vorbereitungszeit gemeinsam mit dem Kunsthistorischen
Museum Wien erfolgreich verhandelten Leihgaben stammen aus den berühmtesten
Museen der Welt, wie Musée d’Orsay, Musée du Louvre (Paris), The Metropolitan
Museum of Art (New York), National Gallery (London), Rijksmuseum (Amsterdam)
sowie aus privaten Sammlungen und eigenen Beständen. An Gemälde von Pieter
Brueghel d.J. reihen sich weitere von Jacob van Ruisdael, Hendrick Avercamp, Jan
van Goyen, Aert van der Neer, Jan Francisco de Goya, Kasimir Malewitsch, Claude
Monet, Alfred Sisley, Camille Pissarro und Edvard Munch.
SZENEN VON TODESFALL BIS KARNEVAL
Neben diesen bekannten Künstlern gilt das Augenmerk Malern, die einem Publikum
ausserhalb ihres Geburtslandes selten präsentiert werden und darum spannend zu
entdecken oder wiederzusehen sind. Nicht selten überraschen sie mit Motiven, die
im Kontext der Ausstellung einzigartig sind. Dazu gehören beispielsweise die monu-
mentalen, vor Eis starrenden Niagarafälle («Chutes du niagara en hiver», 1857) von
Hippolyte-Victor-Valentin Sebron oder das japanisierende Herbstbild «L’automne»
(1902) des Finnen Akseli Gallen Kallela.
Edouard Alexandre Odier beschreibt in seinem Gemälde eine Episode des napoleo-
nischen Rückzugs aus Moskau, während sich bei Pierre-Maximilien Delafontaine ein
Schlittschuhläufer in siegreicher Pose gebärdet. Hält der Betrachter vor dem Werk
des deutschen romantischen Malers Carl Friedrich Lessing («Klosterhof im Schnee»,
um 1829) stille Einkehr, taucht er kurz darauf in die turbulente Karnevals-Szene ein,
die Johannes Lingelbach um 1650 in Rom angesiedelt hat.

«Wintermärchen» beginnt in der Renaissance. Es führt den Betrachter durch 400
Jahre Gesellschafts- und Kulturgeschichte, durch schwere wie durch gute Zeiten
und entlässt ihn im Frühlingserwachen des Impressionismus.
Claude Monet
Die Elster, 1868/69
Öl auf Leinwand, 89 x 130 cm
Musée d'Orsay, Paris
© RMN/Hervé Lewandowski
Giovanni Giacometti
Winternebel, 1910
Öl auf Leinwand, 101 x 111 cm
Kunsthaus Zürich, Vereinigung
Zürcher Kunstfreunde
Prunkschlitten der Fürsten Windisch-Graetz.
Wien, um 1815
Kunsthistorisches Museum Wien, Wagenburg
Pieter Brueghel d.J.
Der Trunkenbold wird von seiner
Frau nach Hause geführt, nach 1616
Öl und Tempera auf Holz, 40,8 x 64,5 cm
The Montreal Museum of Fine
Arts, Schenkung der Familie Maxwell 1955
Charles de Groux
Die Kaffeedose, 1857
Öl auf Leinwand, 117 x 150 cm
Koninklijk Museum voor Schone
Kunsten, Antwerpen
Hippolyte Sebron
Der grosse Niagarafall, 1857
Öl auf Leinwand, 137 x 212 cm
Musée des Beaux-Arts, Rouen,
legs de l'artiste, 1879
Johannes Lingelbach
Karneval in Rom, um 1650/51
Öl auf Leinwand, 42,5 x 51,5 cm
Kunsthistorisches Museum
Wien, Gemäldegalerie
Camille Pissarro
Raureif, 1873
Öl auf Leinwand, 65 x 93 cm
Musée d‘Orsay, Paris, legs de
Enriqueta Alsop, au nom du
Docteur Eduoardo Mollard, 1972
© RMN/Hervé Lewandowski
Jacques-Louis David
Napoleon überquert die Alpen, 1801
Öl auf Leinwand, 246 x 231 cm
Belvedere, Wien
Emile Claus
Die Eisvögel, 1890/91
Öl auf Leinwand, 148 x 205 cm
Museum voor Schone Kunsten, Gent
Kasimir Malewitsch
Morgen im Dorf nach dem
Schneesturm, 1912
Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm
Solomon R. Guggenheim
Museum, New York
Carl Friedrich Lessing
Klosterhof im Schnee, um 1829
Öl auf Leinwand, 61 x 75 cm
Wallraf-Richartz-Museum &
Fondation Corboud, Köln
Monate des Jahres (Lukasmonate):
Belustigung auf dem Eise (Januar)
Tapisserie, Brügge, um 1650
Entwurf: Südniederländischer oder
nordfranzösischer Künstler
Wolle, Seide, 365 x 370 cm
Kunsthistorisches Museum
Wien, Kunstkammer
Pierre Maximilien Delafontaine
Porträt von Bertrand Andrieu,
auch: Der Schlittschuhläufer, 1798
Öl auf Leinwand, 179 x 130 cm
Musée de la Monnaie, Paris