«Gefeiert und verspottet. Französische Malerei 1820 – 1880»

10. November 2017 bis zum 28. Januar 2018

Das Kunsthaus Zürich zeigt exklusiv und zum ersten Mal in der Schweiz die französische Kunst im Spannungsfeld zwischen der akademischen «Salonmalerei», die im Laufe des 19. Jahrhunderts ihrem Ende entgegenlief, und der sich davon emanzipierenden, individuellen Impulsen folgenden Malerei. Romantik, Realismus, Naturalismus, Freilichtmalerei und der Impressionismus kämpfen erbittert um die Gunst des Publikums. Wer damals geschmäht wurde gilt heute als Star und umgekehrt. 

Anhand von etwas mehr als 100 Gemälden stellt das Kunsthaus Zürich verschiedene Strömungen der französischen Malerei im 19. Jahrhundert einander gegenüber. Dabei werden nicht nur starke Gegensätze, sondern auch Gemeinsamkeiten aufgedeckt. Diese differenziertere Betrachtungsweise auf die kunsthistorisch wichtige Periode ist vor allem im deutschen Sprachraum erkenntnisfördernd, wo die Rezeption der französischen Kunst zu einseitig verlaufen ist. Romantik, Realismus, Naturalismus, Freilichtmalerei, Impressionismus – das sind noch immer die Stilbegriffe, mit denen die französische Malerei des 19. Jahrhunderts klassifiziert wird. 
INNOVATIVE KLASSIZISTEN UND TRADITIONELLE AVANTGARDISTEN 
Künstler dieser Stilrichtungen, zu denen Géricault, Delacroix, Corot, Daumier, Millet, Courbet, Manet, Sisley, Monet und Renoir zählen, verliessen damals den offiziellen «Hauptweg» der Malerei, die akademisch-klassizistische Manier. Trotz ihrer revolutionären Ansätze wiesen manche unter ihnen jedoch auch eine traditionelle Seite auf. Zu ihrer Zeit höchst umstritten, gehören diese Künstler heute zu den weltweit gefeierten sogenannten «Vorläufern der Moderne». Die französische Malerei des 19. Jahrhunderts bietet allerdings eine Vielzahl anderer, ebenso wichtiger Künstler, die damals bei Kunstkritik und Publikum das grössere Ansehen genossen und hochgefeiert wurden. Obschon der traditionellen Malweise verpflichtet, waren Künstler wie Delaroche, Couture, Meissonier, Cabanel, Gérôme und Bouguereau teilweise selbst höchst innovativ. Durch den im deutschsprachigen Raum zu Beginn des 20. Jahrhunderts festgelegten Kanon der französischen Malerei jener Epoche wurden diese hervorragenden Künstler im Laufe der Zeit allerdings ins Abseits gedrängt.  
ÜBER ERFOLG UND MISSERFOLG ENTSCHIED DER SALON
Die Ausstellung konzentriert sich auf die Jahre zwischen 1820 und 1880: 1822 gab Delacroix sein Debüt am Salon, der damals offiziellen Ausstellungsplattform der Künstlerinnen und Künstler, und bot der klassizistischen Malerei eines Ingres die Stirn. 1880 wurde die Ära des Salons als staatlich organisierte Veranstaltung beendet. In der Folge fiel anders organisierten Ausstellungen, dem Kunstmarkt und dem Publikum die Rolle des «Königsmachers» zu. Lag der Einfluss der Kunstkritik mit den oben genannten Akteuren an der Schwelle zum 20. Jahrhundert zunächst noch gleichauf, ist sie heute ein weit weniger bestimmender Faktor für den Aufstieg und Fall von Kunstschaffenden. 

ZUM ERSTEN MAL IN DER SCHWEIZ
Zum ersten Mal in der Schweiz vereint diese Ausstellung rund 60 Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Kunstrichtungen der französischen Malerei zu einem vielfältigen Panorama der Gattungen jener Zeit. Etliche Exponate sind zum ersten Mal in der Schweiz ausgestellt: Leihgaben aus dem Musée du Louvre und dem Musée d’Orsay, beide Paris, aus dem Musée des Beaux-Arts, Rouen, dem Museum of Fine Arts, Houston, dem Art Institute, Chicago, sowie dem Metropolitan Museum of Art, New York. 

VERANSTALTUNGEN UND PUBLIKATION
An mehreren Wochentagen lädt das Kunsthaus zu öffentlichen Führungen in deutscher Sprache ein: Mi und Do 18 Uhr, Fr 15 Uhr und So 11 Uhr. Französische Führungen finden am 18. November um 11 Uhr und am 9. Dezember um 16 Uhr, eine englische Führung am Samstag, 25. November um 16 Uhr statt. Private Führungen (60 Minuten) CHF 190.– (deutsch) / CHF 220.– (andere Sprachen) zzgl. Eintritt (Gruppentarif ab 20 Personen CHF 18.–) werden gerne auf Anfrage organisiert. Diese und weitere Veranstaltungen werden auf der Website zur Ausstellung angekündigt. Der Ausstellungskatalog (ca. 240 S., 180 Abb.) mit Beiträgen von O. Bätschmann, S. Gianfreda, M. Koos, M. Krüger, M. Leonhardt, J. H. Rubin erscheint bei Hirmer und ist ab November im Kunsthaus-Shop für CHF 49.– sowie im Buchhandel erhältlich.

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Kunsthaus Zürich, Heimplatz 1, CH–8001 Zürich, Tel. +41 (0)44 253 84 84, www.kunsthaus.ch Offen: Fr–So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr. Feiertage: 24./26. Dezember,
31. Dezember 2017 sowie 1./2. Januar 2018: 10–18 Uhr. Ausstellung inkl. Audioguide d/e/f: CHF 23.–/18.– reduziert und Gruppen. Kombiticket inkl. Sammlung: CHF 26.–/19.– reduziert und Gruppen. Bis 16 Jahre und mit einer Jahresmitgliedschaft der Zürcher Kunstgesellschaft gratis. Vorverkauf: SBB RailAway-Kombi. Ermässigung auf Anreise und Eintritt: am Bahnhof oder beim Rail Service 0900 300 300 (CHF 1.19/Min. ab Festnetz), www.sbb.ch/kunsthaus-zuerich. Zürich Tourismus: Hotelzimmer-Buchung und Ticketverkauf, Tourist Service im Hauptbahnhof, Tel. +41 44 215 40 00, information@zuerich.com, www.zuerich.com. 

Camille Corot Orphée ramenant Eurydice des enfers, 1861 Öl auf Leinwand, 112,7 x 137,2 cm The Museum of Fine Arts, Houston, Museum purchase funded by the Agnes Cullen Arnold Endowment Fund
Camille Pissarro Les bords de la Marne à Chennevières, um 1864–1865 Öl auf Leinwand, 91,5 x 145,5 cm, National Galleries Scotland, Edinburgh, purchased 1947
Claude Monet Sur la plage de Trouville, 1870 Öl auf Leinwand, 38 x 46 cm Musée Marmottan Monet, Paris
Jean-Léon Gérôme Le 7 décembre 1815, neuf heures du matin, 1868 Öl auf Leinwand, 64,2 x 103 cm Museums Sheffield
Édouard Manet L‘évasion de Rochefort, 1880/1881 Öl auf Leinwand, 143 x 114 cm Kunsthaus Zürich, Vereinigung Zürcher Kunstfreunde, 1955
Eugène Giraud Le bal de l’Opéra, 1866 Öl auf Leinwand, 172 x 125 cm, Musée Carnavalet – Histoire de Paris
Ernest Meissonier Campagne de France, 1814, 1864 Öl auf Holz, 51,5 x 76,5 cm Musée d’Orsay, Paris