Schon in den sechziger Jahren war offensichtlich geworden, dass die Säle
des Rittmeyer-Baus für die Präsentation von Sammlung und Ausstellungen
nicht mehr genügten, doch gelang es trotz mehreren Anläufen nicht, eine
politische Entscheidung der Stadt für die notwendige räumliche Erweiterung
zu erwirken. Deshalb beschloss 1993 die Generalversammlung des Kunstver-
eins auf Vorschlag des Präsidenten, Urs Widmer, selbständig eine provisori-
sche Erweiterung zu wagen. Man bat die Stadt Winterthur um die Erteilung
des Baurechts auf der hinter dem Museumsgebäude gelegenen Liebewiese,
führte einen Architekturwettbewerb durch und sammelte 1994 Spenden, um
den Bau realisieren zu können. Dank Spenden der Mitglieder des Kunstvereins
und anderer Freunde des Kunstmuseums konnte 1995 der vielbeachtete Erwei-
terungsbau von Annette Gigon (*1959) und Mike Guyer (*1958) eingeweiht
werden. Über eine Treppe gelangt man in die neun durch Sheddächer gleich-
mässig belichteten Ausstellungsräume, welche die bisherige Fläche von 1100
Quadratmetern nahezu verdoppeln. Sie sind schachbrettartig angeordnet, so
dass sich verschiedene Kombinationen von Sammlungspräsentation und Wech-
selausstellungen schaffen lassen. Prägnant markiert werden sie von drei gross-
formatigen Fenstern, die überraschend den Blick auf die Umgebung öffnen und
umgekehrt den Passanten einen Einblick in das Museum freigeben. Die weissen
Gipswände und die grauen Zementböden nehmen sich ganz zurück, um den
Kunstwerken den Raum für ihre Entfaltung zu überlassen.
Der Vorstand des Kunstvereins Winterthur initiierte 1908 den ersten Mu-
seumsbau, denn zuvor waren Sammlung und Ausstellungen in der Kunst-
halle an der Marktgasse untergebracht gewesen. Nach einer längeren
Diskussionsphase wurde 1913 das Projekt von Robert Rittmeyer (1868–
1960) genehmigt und unter städtischer Ägide, doch zu einem grossen
Teil durch Spenden von Privaten finanziert, im Kriegsjahr 1915 fertigge-
stellt. Im Gebäude fanden nicht nur das Kunstmuseum, sondern auch die
Stadtbibliothek, das Münzkabinett und die Naturwissenschaftlichen Samm-
lungen Platz, obwohl die architektonische Formensprache und die Later-
nenoberlichter eindeutig das Kunstmuseum in den Vordergrund stellten.
Städtebaulich schuf Rittmeyer gegenüber dem Stadthaus durch den tem-
pelförmigen Mittelbau, den vorspringenden Seitenflügel und den grosszü-
gigen Vorplatz, der später leider dem Verkehr geopfert wurde, eine reprä-
sentative Situation ausserhalb der Altstadt. Das Innere verbindet geschickt
die monumentalen, mit Marmor verkleideten Treppenhaus- und Foyerräu-
me mit den Ausstellungssälen, die mittels getäfelter Simse, Wandbespan-
nung und Teppichen die Intimität von Wohnzimmern erhielten. Zugleich
herrscht dank der hervorragenden Belichtung eine erhabene Stimmung.
Der Vorstand des Kunstvereins Winterthur initiierte 1908 den ersten Muse-
umsbau, denn zuvor waren Sammlung und Ausstellungen in der Kunsthalle
an der Marktgasse untergebracht gewesen. Nach einer längeren Diskussions-
phase wurde 1913 das Projekt von Robert Rittmeyer (1868–1960) genehmigt
und unter städtischer Ägide, doch zu einem grossen Teil durch Spenden von
Privaten finanziert, im Kriegsjahr 1915 fertiggestellt. Im Gebäude fanden nicht
nur das Kunstmuseum, sondern auch die Stadtbibliothek, das Münzkabinett
und die Naturwissenschaftlichen Sammlungen Platz, obwohl die architektoni-
sche Formensprache und die Laternenoberlichter eindeutig das Kunstmuseum
in den Vordergrund stellten. Städtebaulich schuf Rittmeyer gegenüber dem
Stadthaus durch den tempelförmigen Mittelbau, den vorspringenden Seiten-
flügel und den grosszügigen Vorplatz, der später leider dem Verkehr geopfert
wurde, eine repräsentative Situation ausserhalb der Altstadt. Das Innere ver-
bindet geschickt die monumentalen, mit Marmor verkleideten Treppenhaus-
und Foyerräume mit den Ausstellungssälen, die mittels getäfelter Simse, Wand-
bespannung und Teppichen die Intimität von Wohnzimmern erhielten. Zugleich
herrscht dank der hervorragenden Belichtung eine erhabene Stimmung.