Félix Vallotton - Zeichnungen

Félix Vallotton
Zeichnungen

15. September – 25. November 2012


Félix Vallotton (1865–1925) ist in den vergangenen Jahren mit
umfassenden Ausstellungen geehrt worden. Dabei standen die
Malerei, zuweilen auch die berühmten Holzschnitte im Zentrum.
Vallottons Zeichnungen dagegen wurden nur selten gezeigt und
wenn, dann meist nur die Vorstudien für Illustrationen oder für
druckgraphische Blätter. Der Künstler selbst verstand sein zeich-
nerisches Schaffen jedoch durchaus als eigenständige Ausdrucks-
form und stellte es sogar noch über seine Bilder. Erstmals ist ei-
ne Ausstellung ausschliesslich Vallottons Zeichnungen gewidmet.
Anhand von 130 Blättern – darunter auch Aquarelle und Pastelle –,
von denen viele noch unpubliziert sind, werden alle Facetten von
Vallottons zeichnerischem Werk präsentiert – eine Entdeckung für
die Schweizer Kunstgeschichte.


Im realistischen Stil seiner Jugend zeichnete Vallotton in den
1880er Jahren vorerst im Familienkreis. In die Ausbildungszeit
fallen gezeichnete Kopien nach Werken alter Meister. Eindringlich
sind die Selbstporträts des jungen Künstlers; die realistischen
Darstellungen von befreundeten Pariser Künstlern und Literaten
zeigen ihn bereits auf der Höhe seines Könnens. Mit den Vorzeich-
nungen zu Holzschnitten und Illustrationen trat Vallotton in den
1890er Jahren als formaler Neuerer ebenso wie als sarkastischer
Beobachter des zeitgenössischen Lebens hervor.

Ein zentrales Thema von Vallottons Malerei ist der Akt. Die zahl-
reichen Zeichnungen von Modellen lassen eine reiche Typologie
von Kauern, Liegen, Stehen und Sitzen sowie eine Vielzahl von
Perspektiven erkennen, aus denen sich der Zeichner dem mensch-
lichen Körper nähert. Neben fein ausgearbeiteten Bleistiftzeich-
nungen, die seine Verehrung für Ingres ahnen lassen, stehen ex-
pressive Kreide-Blätter, in denen der Künstler schnell und sicher
Formen undGebärden erfasst. Bemerkenswert ist eine Gruppe la-
vierter Tuschen; neben der handwerklichen Meisterschaft fällt der
stimmungsvolle Einsatz von Licht und Schatten auf.

Landschaftliche Motive finden sich über das ganze Schaffen ver-
teilt, sowohl Veduten wie einzelne Motive, die Vallotton beson-
ders anzogen, etwa einzelne Bäume oder der Blick ins Unterholz.
Intensiv widmete sich Vallotton der Zeichnung während Ferien-
aufenthalten auf Guernsey (1907), in Dax (1917) und Cagnes
(1920–21). Im Unterschied zur linearen Schärfe, mit der er
Brücke und Alleen von Dax wiedergab, setzte Vallotton die An-
sichten des mediterranen Cagnes in der malerisch weichen Tech-
nik «à l’estompe» um. Die Kreide wählte er auch für eine Reihe
später Stilleben mit Blumen und Früchten, welche die Ausstel-
lung abrunden.

Félix Vallotton: Zeichnungen ist eine gemeinsame Produktion
des Kunstmuseums Solothurn und des Kunstmuseums Winterthur.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Aufsätzen von Marina
Ducrey, Marc Fehlmann, Dominique Radrizzani, Dieter Schwarz
und Christoph Vögele. Festeinband, 224 Seiten, 154 farbige und
29 s/w Abbildungen. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem
Verlag Scheidegger & Spiess. Der Katalog ist auch in einer fran-
zösischen Ausgabe erhältlich.

Die Vernissage findet am Freitag, 14. September 2012, 18.30–
20.30 Uhr, statt. Es begrüsst Dr. Jürg Spiller, Präsident des Kunst-
vereins Winterthur. Es sprechen Dr. Christoph Vögele und Dr.
Dieter Schwarz.
Pont Vieux, Dax, 1917
Kreide auf Papier
Kunstmuseum Solothurn
Ankauf dank Mitteln von Prof. Dr. Urs W. und Carmen Schnyder
Paysage gruérien, 1905
Tusche (Pinsel) auf Papier
Museum für Kunst und Geschichte Freiburg
Une tour Martello à Guernsey, 1907
Tinte (Pinsel) auf Papier
Privatbesitz Schweiz
Nu debout, la tête posée sur les bras, um 1911-1915
Kreide auf Papier
Privatsammlung
Autoportrait, um 1890
Bleistift auf Papier
Privatsammlung
Femme assise de dos, um 1915
Tusche (Pinsel) auf Papier
Privatsammlung
Etude de saule, um 1920
Kreide auf Papier
Privatsammlung
Deux pêches, um 1920–1925
Kreide (à l’estompe) auf Papier
Privatsammlung
Rue du Pontis Long, Haut-de-Cagnes, um 1920/1921
Kreide (à l’estompe) auf Papier
Privatsammlung Schweiz