Gerhard Richter: Streifen und Glas

18. Januar – 21. April 2014

Auf die Retrospektiven von Gerhard Richter (geb. 1932) folgt nun im Kunstmuseum Winterthur
eine gemeinsam mit dem Künstler konzipierte Ausstellung von neuen Werken, die direkt aus
seinem Kölner Atelier kommen. Richter zeigt neue Werktypen: Strip-Bilder, grosse Lackbilder
auf Glas, sowie neuartige Glasskulpturen.

Das Kunstmuseum Winterthur arbeitet nicht zum ersten Mal mit Gerhard Richter zusammen.
1999 zeigte es die Retrospektive der Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers, und als ein-
ziges Schweizer Museum besitzt es eine Richter-Werkgruppe. Sie umfasst Gemälde, zwei
Skulpturen und die umfangreichste Sammlung von Arbeiten auf Papier, die ein Museum vor-
weisen kann.

Gerhard Richters neue Strip-Bilder mit ihren überaus feinen und unüberschaubar zahlreichen
Farblinien sind nicht von Hand gemalt, sondern in einem komplizierten Prozess konzipiert und
digital mittels Inkjet auf die Bildfläche gebracht. Es sind irritierende, faszinierende und in ihrer
Strenge zugleich abweisende Bilder, mit denen Richter sein Werk konsequent weiterentwickelt
hat. Von den ersten, noch ganz vom Zufall bestimmten Strips, die 2011–2012 in Galerieausstel-
lungen in Paris, New York und Tokio präsentiert wurden, gelangte Richter nun zu komponierten
Bildern, wovon die jüngsten, hier erstmals gezeigten eine Länge von zehn Metern erreichen.

Mit der Arbeit an kleinen Lackbildern, von denen eine Folge bereits in der Ausstellung Die Na-
tur der Kunst im Kunstmuseum Winterthur zu sehen war, begann Richter 2008. Nun lässt er
diesen unter dem Titel Flow eine Gruppe von Arbeiten in grösseren Formaten folgen, die aus-
gesprochen landschaftlich wirken. Die auf Glasplatten sich ausbreitenden Lackfarben mit ihren
klaren Konturen erinnern an Naturphänomene, etwa an die Musterung von Steinen. Wie bei
den Strips bringen auch hier die unerschöpflichen Möglichkeiten der farbigen Kombinationen
den Zufall als Gestaltungsfaktor ins Spiel.

Glas ist auch das Material für die beiden raumfüllenden Skulpturen. Darin geht es um Transpa-
renz und Spiegelung, um Realität und Schein. Die neueste Skulptur mit ihren ineinander verzahn-
ten Glasscheiben evoziert nicht von ungefähr Caspar David Friedrichs berühmtes Gemälde Das
Eismeer und unterstreicht so einmal mehr Richters Nähe zur deutschen romantischen Tradition.
Gerhard Richter (geb. 1932 in Dresden, lebt in Köln)
Strip (927-7), 2012
Digitaler Druck, montiert zwischen Aluminium und Acrylglas, 210 x 230 cm
© Gerhard Richter, Köln 2013
Gerhard Richter (geb. 1932 in Dresden, lebt in Köln)
Flow (933-7), 2013
Lack hinter Glas, auf Alu-Dibond montiert, 105 x 210 cm
© Gerhard Richter, Köln 2013
Portrait Gerhard Richter
Foto: Reto Kaufmann
Einblick in Ausstellungsraum mit Streifenbildern
Foto: Foto Reto Kaufmann
Einblick in Ausstellungsraum mit 12 Scheiben im Kunstmuseum Winterthur:
12 Scheiben (931), 2013, Glas-/Stahlkonstruktion, mit Flow und Bagdad
Foto: Reto Kaufmann
Gerhard Richter (geb. 1932 in Dresden, lebt in Köln)
Strip 927-8, 2012
Digitaler Druck montiert zwischen Aluminium und Acrylglas, 
210 x 230 cm
© Gerhard Richter, Köln 2013
Gerhard Richter (geb. 1932 in Dresden, lebt in Köln)
12 Scheiben (931), 2013
Glas-/Stahlkonstruktion, 300 x 700 x 175 cm
© Gerhard Richter, Köln 2013
Gerhard Richter (geb. 1932 in Dresden, lebt in Köln)
Flow (933-3), 2013
Lack hinter Glas, auf Alu-Dibond montiert, 100 x 200 cm
© Gerhard Richter, Köln 2013