10. Mai – 27. Juli 2014
Ein Jahrzehnt nach seinem Tod wird der Amerikaner Fred Sandback (1943–2003) mit
seinen Skulpturen als einer der herausragenden Künstler seiner Generation betrachtet.
In Sandbacks Arbeit spielte die Zeichnung von Anfang an eine wichtige Rolle, denn im
Unterschied zu manchen Zeitgenossen zeichnete er nicht Studien und Entwürfe für Skulp-
turen, sondern behandelte die Zeichnung als selbständiges Medium mit seinen eigenen
ästhetischen Möglichkeiten. Diese erste Retrospektive von Sandbacks zeichnerischem
Werk versammelt über 140 Arbeiten aus den Jahren 1967 bis 2000, ergänzt durch
Skulpturen.
Um 1967 begann Fred Sandback, in der Zeichnung seine Vorstellungen von einem skulp-
turalen Volumen zu formulieren, das nur linear umrissen und nicht materiell besetzt ist.
Von der Darstellung isolierter Elemente gelangte er bald dazu, die Skulptur in Beziehung
zu Räumen zu denken und auf dem Papier diese Situationen zu erproben. Mit Variationen
über skulpturale Setzungen in realen, ihm bekannten Galerieräumen hatte Sandback um
1970 sein Motiv gefunden, das ihn immer wieder antrieb. In den 1970er Jahren entdeckte
er die Zeichenfläche als autonomen Raum, in dem er das Potential der Linie auf souve-
räne Weise durchspielte.
In den 1980er Jahren erweiterte Sandback sein zeichnerisches Vokabular um neue Darstel-
lungsweisen. So realisierte er farbige Arbeiten in Acryl, in der Pochoir-Technik oder in Pa-
stell, die gegenüber den früheren Blättern wesentlich bildhafter wirken. Ein gegebenes
Raumvolumen betrachtete Sandback nun nicht mehr im Hinblick auf eine Skulptur, sondern
als sinnliches Phänomen für sich – Spekulationen, die in der Zeichnung anschaulich wer-
den. In seinen späten Arbeiten entfernte sich Sandback vom realen Raumgerüst, um Skulp-
turen auszudenken, deren Linien potentiell unbegrenzt verlaufen. Dafür erfand er unge-
wöhnliche Techniken – Schnitte in Karton anstelle von gezeichneten Linien oder male-
rische Markierungen auf transparenten Folien, um die Zeichnung als den Ort zu definie-
ren, an dem die virtuelle Raumteilung anschaulich wird.
Im Kunstmuseum Winterthur bildet die amerikanische Malerei, Skulptur und Zeichnung ei-
nen Sammlungsschwerpunkt. Mit Unterstützung des Galerievereins, Freunde des Kunstmu-
seums Winterthur, der Jubiläumsstiftung Kunstverein Winterthur und eines Sammlerpaars
gelang es, eine Werkgruppe von Fred Sandback aufzubauen, die nun sechs Skulpturen, ein
Skulpturmodell und 23 Zeichnungen umfasst und so das Werk des Künstlers in seinen ver-
schiedenen Erscheinungsformen dauerhaft repräsentiert.
Fred Sandback
Ohne Titel, 1999
Acrylfarbe auf Mylar, 28.1 x 43.7 cm
Privatbesitz
Fred Sandback
Ohne Titel, 1990
Bleistift und Pastellkreiden auf Papier, 28.7 x 38 cm
Sammlung Michalke