El Frauenfelder – usser mir

Manor Kunstpreis Kanton Zürich 2015
11. September – 13. Dezember 2015


Mit El Frauenfelder ist die diesjährige Trägerin des Manor Kunstpreises Kanton Zürich eine Malerin, die in ihren Bildern eigenwillig herbe Porträts menschenleerer Landschaften, Stadtansichten, Häusern und einsamer Strassen entwirft. Die 1979 in Zürich geborene Künstlerin studierte von 2000 bis 2005 an der Academy of Fine Arts in Helsinki und lebt und arbeitet heute in Ossingen im Zürcher Weinland.

El Frauenfelders Bilder stehen in einem seltsamen Zwiespalt zwischen schneller, gestischer Malweise und dem strengen architektonischen Gefüge der Motive. Was die Malerin darstellt, ist kaum gefällig – weite, leere Landschaften, verlassen wirkende Häuser, unbelebte Landstrassen. Die Farben sind gedämpft, wirken rostig oder verblasst, können plötzlich aber auch von greller Helligkeit sein, fast überirdisch strahlen und sich ein bisschen giftig ausnehmen, wie vom Blitz beleuchtet. Es sind Momentaufnahmen unspektakulärer Orte, die sie erst mit der Fotokamera festhält, um sie später in einem zügigen Malprozess auf die Leinwand zu bringen. In einer sehr physischen Weise arbeitet sie am Farbauftrag, spachtelt, trägt auf und kratzt wieder weg. Manchmal zerschneidet sie auch ältere bemalte Leinwände und klebt die Stücke collageartig auf ihre neuen Bilder. Das oft Skizzenhafte ihrer Arbeiten wird zusätzlich betont durch den Verzicht auf jegliche Rahmung – die Leinwände werden mit Nägeln direkt an der Wand angebracht. Ein mehr oder weniger breiter weisser Rand bildet dabei eine Zone, die dem Motiv einen Raum gewährt, sich wenn nötig weiter auszudehnen, auszulaufen bis über den Bildrand hinaus, bis an die Peripherie der Wahrnehmung. Die Bildgrenze ist eine Art Kampfzone für El Frauenfelder – sie lotet diesen Zwischenbereich aus, möchte sehen, wie sich das an den Rändern nur unscharf Wahrgenommene unvermittelt ins Bewusstsein drängen kann.

Mit 16 Jahren hatte El Frauenfelder die Möglichkeit, nach South Dakota zu reisen, zuvor hatte sie Indianerbücher gelesen und sich so intensiv mit der indianischen Kultur und Geschichte auseinandergesetzt, dass sie darin eine Art Verwurzelung verspürte. Die Realität vermochte allerdings der Vorstellung nicht gerecht zu werden – die Weite der Landschaft, die sie suchte, blieb ein Sehnsuchtsort, der sich nur in ihren Bildern konkretisiert. Ein fast grenzenloser Landschaftsraum und einige weitere Bildelemente, wie etwa einsame Häuser, bilden in ihren Darstellungen eine Art von Chiffren. In den sich wiederholenden Elementen setzt sich El Frauenfelder mit dem Unspektakulären ihrer alltäglichen Umgebung auseinander. Dabei spielt es fast keine Rolle, ob sie die Natur Finnlands, die Landschaft South Dakotas oder die Nachbarschaft in Ossingen als Motiv vor Augen hat – es ist die Beziehung der Malerin zum dargestellten Objekt, das den Bildern ihre spezifische Stimmung verleiht, die Reibung mit den Elementen, die sie, wie sie sagt, hauptsächlich an peripheren Orten spürt, und nicht der präzise geografische Ort.  

Motel blau/gelb 2, 2014, Öl- und Sprühfarben auf Leinwand, 94 x 142 cm, Courtesy die Künstlerin und Galerie Brigitte Weiss, Zürich
Gebäude und Lastwagen, 2012, Öl auf Leinwand und Holz, 37 x 30 cm
Privatbesitz
Landschaft mit Gebäude und Baum, 2015, Öl-, Sprühfarben und Leinwand auf Leinwand, collagiert, 130 x 179 cm
Courtesy die Künstlerin und Galerie Brigitte Weiss, Zürich
Portrait El Frauenfelder