Bis zum 31.12.2016
Nach dem Ende der Ausstellung von Richard Tuttle, aus der das umfangreiche Werk Formal Alphabet 1-20 erworben wurde, präsentiert das Kunstmuseum Winterthur drei Räume mit konzentrierten Werkgruppen aus seiner Sammlung, darunter verschiedene markante Neuerwerbungen. Die Werke sind bis Ende Jahr im Erweiterungsbau zu sehen.
Der erste Saal ist der neueren deutschen Kunst um Gerhard Richter gewidmet. Von Richter sind neben dem nach einer Engadiner Landschaft gemalten Wasserfall von 1996, ein abstraktes Bild und eines der neuen Strip-Bilder ausgestellt. Über die Jahre hat das Kunstmuseum Isa Genzken, Thomas Schütte und Helmut Dorner, die in den 1970er Jahren in der Richter-Klasse an der Kunstakademie Düsseldorf studierten, in Einzelausstellungen gezeigt und von ihnen Werke erworben.
Die Werkauswahl im zweiten Saal geht aus von drei Skulpturen von Carl Andre, von denen zwei kürzlich erworben wurden. Der 1935 geborene Andre gehört neben John Chamberlain, Donald Judd und Sol LeWitt zu den grossen Neuerern der amerikanischen Skulptur in den 1960er Jahren. Für Andres Arbeit sind die drei Variablen “Skulptur als Form, Skulptur als Struktur, Skulptur als Ort” zentral. Andres Skulpturen sind Bodenarbeiten, denn Brancusi folgend verzichtete er auf den Sockel und begriff den Boden als eigentlichen Sockel der Skulptur. Andre arbeitet mit vorgefundenem Material, das oft in standardisierten, vom Gebrauch geprägten Formen daherkommt. Das Thema der Bodenskulptur setzt sich in den Werken von John Chamberlain, Roni Horn, David Rabinowitch und Fred Sandback aus der Winterthurer Sammlung fort, die mit Andre ausgestellt sind. Einige wenige Werke auf der Wand – eine Homage to the Square von Josef Albers, die ebenfalls das Thema der Progression aufnimmt, ein frühes Bild von Lawrence Weiner und ein Relief von Rita McBride vervollständigen den Raum.
Im dritten Saal sind zwei englische Künstler ausgestellt, der Bildhauer Richard Long (*1945) und der Maler Alan Charlton (*1948). Seit 1969 folgt Charlton dem lapidaren Satz: “I am an artist who makes a grey painting.” Indem er darauf verzichtet, die Bildfläche für Darstellungen irgendwelcher Art zu verwenden, sie ausschliesslich monochrom bemalt und die Bildfläche in reale Elemente aufteilt, erhalten seine Bilder eine starke plastische Präsenz im Raum. Zu einem bereits vorhandenen Bild sind nun zwei ältere Werke gekommen, so dass zusammen mit der Bodenskulptur von Long ein starkes Ensemble entstanden ist. Longs Arbeit geht von den Wanderungen aus, die er an verschiedensten Orten auf der Welt unternimmt. Sich von einem Ort an einen anderen zu bewegen und dabei eine, wenn auch nur minime Spur zu hinterlassen, ist eine der wesentlichen menschlichen Erfahrungen. Ein geschlossener Kreis aus Steinbrocken ist das Gegenstück zur unzählbaren Menge von Steinen in der Natur, und mit dieser stummen Ordnung markiert der Wanderer einen Ort – sei es draussen, sei es drinnen im Museumsraum.
Raum 1, Kunstmuseum Winterthur
Raum 2, Kunstmuseum Winterthur
Raum 3, Kunstmuseum Winterthur