7. Dezember 2012 bis 2. Juni 2013
Intrigen, Raubzüge, Mordfälle – Das Museum für Gestaltung Zürich ermittelt ab Anfang
Dezember im Milieu des Kriminalfilms. Serien sind ebenso Gegenstand der Untersuchung
wie abendfüllende Werke. Im Fokus des Interesses stehen deren Entstehung, Machart
und Ankündigung.
Der Krimi gehört zu den populärsten Filmgenres, sowohl im Kino als auch im Fernsehen.
Dabei geht es oft um die Frage: Wer war es? Die Lösung dieses Rätsels ist in jedem Kri-
minalfall mit der Frage nach dem Motiv verbunden: Was hat die Figuren zu ihrem Tun
veranlasst? Diese menschlichen Beweggründe eines Verbrechens haben eine ganze Rei-
he von namhaften Regisseuren und Schauspielerinnen inspiriert. Sie gaben den Geschich-
ten von Raub oder Mord eine oftmals hoch stehende filmische Form. Und so lassen wir
es gerne zu, dass ihre Werke unser zwiespältiges Verhältnis zum Bösen berühren.
Kino vor dem Kino: Kriminalfilme ankündigen
Die\n Ausstellung eröffnen gut hundert Plakate aus hundert Jahren \nKriminalfilmgeschichte,
welche erkennen lassen, wie visuelle Elemente \neines Films die Neugier des Publikums
wecken sollen. Hier wurde aus den \nreichen Beständen der Plakatsammlung des Museum
für Gestaltung Zürich \ngeschöpft, ergänzt mit Leihgaben der Cinémathèque Suisse. Neben
Plakaten\n werden auch Aushangfotos, Film Stills und Trailer gestaltet, um für den\n Kinobe-
such zu werben. Internetauftritte haben dieses etablierte \nMedienspektrum um interaktive
Möglichkeiten erweitert.
Bauen für das Filmbild
Anschliessend\n vermittelt die Ausstellung Einblicke in das Machen von Kriminalfilmen: \nEin
begehbares Kommissariat aus Szenenbild, Requisiten und technischem \nGerät veranschau-
licht, wie Filme im Studio entstehen. So sind die \ngemalten Steinböden und Sichtbetonwän-
de dieses Kulissenbauwerks nur so \ndetailliert ausgeführt, wie es die Bildauflösung der Film-
kamera \nerfordert.
Gleich nebenan lädt ein Greenscreen die Besucher und \nBesucherinnen dazu ein, zum Teil
einer Krimihandlung zu werden. In \nWirklichkeit stehen sie nur vor einer grünen Wand, aber
auf dem \nBildschirm sehen sie sich, wie sie als verdächtigte Person in einer \nGegenüberstel-
lung auf das Urteil der Zeugin warten. Für diese \ninteraktive Installation hat die Vertiefung
Cast/audiovisuelle Medien \nder Zürcher Hochschule der Künste eigens einen Kurzfilm reali-
siert.
Spielarten des Kriminalfilms
Danach\n nimmt die Ausstellung die verschiedenen Subgenres des Kriminalfilms ins\n Visier.
Manche stellen eine Figur ins Zentrum, deren Perspektive die \nErzählung bestimmt, weshalb
vom Detektiv- , Polizei-, Gangster- oder \nMafiafilm die Rede ist. Andere zeichnen sich durch
eine spezifische Art \ndes Erzählens aus, etwa der Heist-Film, der die Planung und Durchfüh-
rung\n eines Raubes im Team zeigt, die Krimikomödie, oder die True \nCrime-Filme, welche
besonders eindringlich wirken, weil sie sich jeweils\n auf einen realen Kriminalfall beziehen.
Der Kinderkrimi wiederum hat \nmit seinen vorwiegend jungen Protagonisten ein ebenso
junges Publikum im\n Visier und wird in dieser Ausstellung in einem eigenen Bereich gezeigt.
Eine herausragende Bedeutung unter den Subgenres hat der Film Noir \nder 1940er und 1950er
Jahre, der auch gesellschaftliche Veränderungen \nseiner Zeit thematisierte. Seine markante
Ästhetik mit starken Licht-Schatten-Kontrasten,\n experimentierfreudiger Kameraführung und
expressiver Bildgestaltung \nprägte einen der bis heute meistnachgeahmten Stile Hollywoods.
Hier sind\n auch Teile einer Ausstellung zu sehen, welche das Deutsche Filmmuseum \nkürzlich
gezeigt hat.
Filmische Gestaltung und Dramaturgie
Neben\n den einzelnen Spielarten des Krimis zeigen Ausschnitte aus insgesamt \nhundertfünfzig
amerikanischen und europäischen Filmen und TV-Serien auch\n typische Motive der Handlung:
der Tatort, das Tatwerkzeug, die \nVerfolgungsjagd oder der Kommissar bzw. (seit einigen Jah-
ren vermehrt) \ndie Kommissarin. Zudem lassen sie erkennen, welche gestalterischen \nMittel in
Bild und Ton ein filmisches Werk zu dem machen, was es \nschliesslich ist. Gerade die Musik
spielt dabei oft eine entscheidende \nRolle und lässt uns Spannung oder Schrecken in einer In-
tensität erleben,\n welche das Bild alleine nicht hervorrufen könnte.
Humphrey Bogart in The Maltese Falcon, Regie: John Huston, Film Still, 1941, Cinémathèque Suisse, © Warner Bros.
Der dritte Mann, Regie: Carol Reed
Plakat, 1949, Plakatsammlung, Museum für Gestaltung Zürich, © London Film Productions
Gene Hackman und Marcel Bozzuffi in The French Connection, Regie: William Friedkin
Film Still, 1971, Cinémathèque Suisse, © Twentieth Century Fox
Flag, Verbrechen lohnt sich: Der Kriminalfilm, 2012, Siebdruck, © ZHdK
Verbrechen lohnt sich, Alain Delon in Le samouraï, Regie: Jean-Pierre Melville, Film Still, 1967, Cinémathèque Suisse, © S. N. Prodis
Uma Thurman in Pulp Fiction, Regie: Quentin Tarantino
Plakat, Design: Indika Entertainment Advertising/Tarhan Creative, 1994, Plakatsammlung, Museum für Gestaltung Zürich, © Miramax Films
Tatort, TV-Serientitel, Design: Kristina Böttrich-Merdjanowa, 1970, © ARD
Al Pacino in Scarface, Regie: Brian De Palma
Plakat, 1983, Plakatsammlung, Museum für Gestaltung Zürich, © Universal Studios
Marlon Brando in The Godfather, direction: Francis Ford Coppola, film still, 1972, Cinémathèque Suisse, © Paramount
Gomorra, Regie: Matteo Garrone
Plakat, 2008, Plakatsammlung, Museum für Gestaltung Zürich, © Fandango
Psycho, Regie: Alfred Hitchcock
Fotogramm, 1960, © Universal Studios