René Burri - Doppelleben

Ausstellung: 5. Juni bis 13. Oktober 2013, Galerie
In Zusammenarbeit mit René Burri und Magnum Photos / Paris.


René Burri zählt zu den herausragenden Fotografen der Geschichte. Zu seinem 80.
Geburtstag zeigt das Museum für Gestaltung Zürich erstmals sein weitgehend unbe-
kanntes Farbwerk und die Kurzgeschichten hinter seinen weltberühmten Ikonen in
Schwarz-Weiss.

Der Schweizer Magnum-Fotograf René Burri hat die Geschichte der Dokumentar-
fotografie des 20. Jahrhunderts massgebend mitgeprägt. Viele seiner Bilder in
Schwarz-Weiss wie der Zigarre rauchende Che Guevara oder die Arbeiten zu Le
Corbusier sind weltbekannt. Seine Farbfotografie hingegen fand bis anhin weniger
Beachtung. Das Museum für Gestaltung Zürich schliesst diese Lücke und gewährt
dem Publikum Einblick in die zwei Leben des Fotografen. Die Ausstellung ist ei-
ne Hommage an René Burri anlässlich seines 80. Geburtstags und präsentiert
gleichzeitig seine grosszügige Schenkung an das Haus: Burri überreicht dem
Museum alle Bilder der Ausstellung sowie zusätzliche Fotografien, insgesamt
mehr als 200 (gesamte Schenkung ist parallel zu sehen auf eMuseum.ch). Da-
mit wird die Grafiksammlung des Museums enorm bereichert.

„Als Fotograf habe ich ein Doppelleben geführt – eines in Schwarz-Weiss
und eines in Farbe.“

– René Burri
Die Ausstellung

Die Ausstellung vereint zum ersten Mal die zwei Bereiche – das überwiegend un-
bekannte Farbwerk mit den Kurzgeschichten hinter den berühmten Schwarz-
Weiss-Fotografien. Präsentiert werden 84 Farbbilder, die zwischen 1956 und 2004
entstanden sind, sowie 9 Bildessays in Schwarz-Weiss. Die Farbfotografien hat
Burri in den vergangenen Jahren komplett gesichtet und editiert. Aus diesem
Fundus wurden die besten Arbeiten ausgewählt und in thematische Gruppen
gefasst. Zugleich hat Burri auf Einladung des Museums das visuelle Umfeld ei-
niger seiner Ikonen untersucht. Die meisten dieser insgesamt 80 Bilder in
Schwarz-Weiss werden anlässlich der Ausstellung zum ersten Mal überhaupt
vergrössert.

René Burri in Farbe Über Jahrzehnte hatte Burri bei seinen Reisen wenigstens
zwei Kleinbildkameras dabei, die eine für Schwarz-Weiss, die andere für Farbe.
Burris Weg in die Farbe war einsam und nicht ganz freiwillig, war die Farbfoto-
grafie in jenen Tagen besonders in der Agentur Magnum eher verpönt. Dennoch
wurden die Zeitschriften dank neuen Druckverfahren immer farbiger, und die Ver-
leger forderten vermehrt Bilder in Farbe. Den zentralen Aspekt der Ausstellung
bildet Burris Gabe, sich parallel – handwerklich versiert und künstlerisch interes-
siert – beider Ausdrucksmittel zu bedienen: in einem Moment eine Welt in Grau-
werten, Strukturen, harten Kontrasten zu sehen und wenig später in ihr sinnstif-
tende Farben zu entdecken. Dabei ging es ihm nie um den blossen Bildbeleg.
Stets suchte er darüber hinaus eine formal und ästhetisch anspruchsvolle Lösung.

Ikonen in Schwarz-Weiss

Seine Bildessays in Schwarz-Weiss hat Burri alle als Kontaktkopien akribisch
archiviert. Mit diesen lässt sich nachvollziehen, wie sich der Fotograf seinen The-
men, Sujets und Porträtierten angenähert hat – die Geschichten hinter den Bil-
dern werden sichtbar: Ikonen der Fotogeschichte wie „Männer auf dem Dach“ in
São Paulo (1960) oder „Picasso beim Stierkampf“ in Nîmes (1957) gehören eben-
so dazu wie weniger bekannte Bilder, beispielsweise die eindrücklichen „Thunfi-
scher vor Favignana“ (1956).

Die Biografie

René Burri wurde 1933 in Zürich geboren. Nach seinem Studium in der legendä-
ren Fotoklasse bei Hans Finsler an der damaligen Kunstgewerbeschule Zürich
(heute ZHdK) und ersten Film- und Fotoaufträgen arbeitet Burri ab 1956 als Kor-
resopndent der renommierten Bildagentur Magnum. Es folgen unzählige Repor-
tagen aus aller Welt, u.a. der Tschechoslowakei, Ägypten, dem Irak, Argentinien,
Brasilien und Japan. Viele seiner Arbeiten erscheinen in Magazinen wie „DU“ oder
„Life“. Ab 1959 ist Burri Vollmitglied von Magnum, im selben Jahr startet auch die
systematische Auseinandersetzung mit Le Corbusier. 1963 bereist Burri Kuba
und Nordamerika. Er beginnt, seine Arbeitszeit zwischen Fotografie und Film
aufzuteilen. Ab 1980 wird sein Werk weltweit in zahlreichen Ausstellungen be-
deutender Museen gezeigt. René Burri lebt in Ivry sur Seine bei Paris und in
Zürich.

Kuratorium: Christian Brändle, Direktor Museum für Gestaltung Zürich
Melchior Imboden, Porträt von René Burri, 1999, © Melchior Imboden
René Burri, Insel Das, Vereinigte Arabische Emirate, 1976, © René Burri / Magnum Photos Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung
René Burri, Beirut, Libanon, 1991, © René Burri / Magnum Photos
Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung
René Burri, San Cristobál, Mexiko, 1976, © René Burri / Magnum Photos
Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung
René Burri, Chicago, Illinois/USA, 1971, © René Burri / Magnum Photos
Museum für Gestaltung Zürich, Grafiksammlung