Japanische Plakatkünstler – Kirschblüten und Askese

12. Februar bis 25. Mai 2014
Vernissage: Dienstag, 11. Februar 2014, 19 Uhr

Mit rund 300 japanischen Plakaten kommt im Museum für Gestaltung Zürich fernöstliche
Stimmung auf. Zum 150-jährigen Jubiläum diplomatischer Beziehungen zwischen Japan
und der Schweiz zeigt die neue Ausstellung Unterschiede zwischen der japanischen und
westlichen Plakatkultur und beleuchtet den Spagat zwischen Kirschblüten und Askese.

Japan fasziniert mit einer einzigartigen Plakatkultur. Subtile Poesie, mystische Botschaften
und leuchtende Farbigkeit fesseln das westliche Auge ebenso wie freche Provokation und
die Ablehnung aller Regeln visueller Kommunikation. Als hochästhetisches Indoormedium,
das weniger dem Produktverkauf denn der Vermittlung sozialer, politischer und kultureller
Botschaften dient, erfüllt das Plakat in Japan heute einen anderen Auftrag als in westli-
chen Gesellschaften. Es möchte dem gehetzten Blick einen Moment der Schönheit bieten
und den Passanten emotional berühren. Dies gilt auch für Plakate im Auftrag kommerzieller
Unternehmen.

Entsprechend gehorcht die japanische Plakatkultur stärker den Bedingungen des Kunstmark-
tes, der in jeder Epoche neue Leitfiguren hervorbringt. Viele junge Abgänger von Design-
schulen versuchen sich hin-gegen mit Plakaten im Eigenauftrag an Ausstellungen und Fes-
tivals zu profilieren – mit Produkten zwischen Kunst und Plakat.
Das Selbstverständnis als Künstler
Das japanische Plakat knüpfte erst nach dem zweiten Weltkrieg an Entwicklungen des Me-
diums im Westen an. Der wirtschaftliche Aufschwung nach 1950 wurde von einer kulturel-
len Öffnung begleitet und führte zu einem intensiven Austausch zwischen Gestaltern der
internationalen Moderne. Neue Vereinigungen führender Grafikdesigner förderten das Pla-
katschaffen durch Ausstel-lungen und Publikationen. Dem Engagement der Papier-, Druck-
und Farbindustrie war es zu verdanken, dass die gestalterische Qualität auch auf drucktech-
nischer Seite hervorragend war.

Mit steigendem Selbstbewusstsein der jungen Industrienation begann aber bald eine Rück-
besinnung auf die eigene Tradition, die eng mit Geschichte, Philosophie, Religion und mit
der Mentalität des Landes verknüpft ist. Formale Charakteristika – so die Vorliebe für die
zweidimensionale, perspektivenlose Flächenkunst, für Einfachheit und Klarheit, für Abstrak-
tion und Verschlüsselung konkreter Motive, für den subtilen Einsatz von Licht und Farbe –
rückten in den Vordergrund. Die gleichzeitige Stilvielfalt verdankt sich dem Selbstverständ-
nis der Gestalter als Künstler und ihrem betont subjektiven Zugriff.

Die Ausstellung zeigt 60 Jahre Plakatgeschichte
Die Ausstellung präsentiert die rund 60-jährige Plakatgeschichte Japans in ihrer themati-
schen und stilistischen Vielfalt. Dabei würdigt sie die drei Altmeister Shigeo Fukuda, Kazu-
masa Nagai und Ikko Tanaka und lässt sie in Dialog mit Plakaten der Moderne aus den
1950er Jahren und Arbeiten jüngerer Gestalter treten. Die einzelnen Kapitel folgen gestal-
terischen Strategien, die auch immer den fruchtbaren Austausch zwischen Ost und West
widerspiegeln. Die Ausstellung versteht sich denn auch als kultureller Beitrag zum 150-jäh-
rigen Jubiläum diplomatischer Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz.

Alle Plakate stammen aus der Plakatsammlung des Museum für Gestaltung Zürich, welche
durch die grosszügige Donation des Plakatwerks der Klassiker Fukuda, Nagai und Tanaka
seitens der DNP Foundation for Cultural Promotion wertvoll bereichert werden konnte. Er-
gänzt werden die Plakate durch Interviews mit Gestaltern. Zudem veranschaulicht eine
Projektion von typischen Strassenszenen den Plakataushang in Japan und lässt die Besu-
cher den öffentlichen Raum miterleben.
Masami Shimizu, Vivre, Plakat, 1992, Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, © ZHdK
Ken Miki/Shigeyuki Sakaida, Snow – Hokusetu Snow Mountain, Plakat, ca. 2002, Museum für
Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, © ZHdK
Tadanori Yokoo, Japanese Culture - The Fifty Post-War Years 1945-1995, Plakat, 1995,
Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, © ZHdK
Ikko Tanaka, The 200th anniversary of Sharaku, Plakat, 1995, Museum für Gestaltung Zürich,
Plakatsammlung © ZHdK
Rikako Nagashima, Be noisy. Laforet, Plakat, 2012, Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, © ZHdK
Mitsuo Katsui, Air – I'm here, Plakat, 1993, Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, © ZHdK
Kazumasa Nagai, '89 Himeji Shirotopia Ausstellung, Plakat, 1988, Museum für Gestaltung
Zürich, Plakatsammlung, © ZHdK
Makoto Saito, Virgin Japan, Foto: Eiichiro Sakata, Plakat, 1991, Museum für Gestaltung
Zürich, Plakatsammlung, © ZHdK
Draft Co. Ltd., Une nana cool, Plakat, 2002, Museum für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, © ZHdK