Ausstellung: 3. März bis 30. September 2018, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse 60
Kuratorium: Andres Janser, Kurator Museum für Gestaltung Zürich
Luftige Objekte, die schwerelos sind – oder zumindest so wirken – füllen ab Anfang März die grosse Halle an der Ausstellungsstrasse 60: Minoshi, weisse Blüten aus weichem japanischem Washi-Papier, Brindilles, Zweige aus Stoffbändern und schlanken Holzstäben, und Helicoïdales, grosse Spiralen aus dünn geschnittenen Arvenholzstreifen.
Das Museum für Gestaltung Zürich feiert nach drei Jahren Renovation die Wiedereröffnung sei-nes frisch sanierten Standorts an der Ausstellungsstrasse. Das Herzstück des denkmalgeschütz-ten Gebäudes aus den 1933-Jahren bildet die Ausstellungshalle mit ihren charakteristischen Stützen, welche wieder in ihrem früheren doppelgeschossigen Zustand erstrahlt. Das West-schweizer Designbüro atelier oï bespielt nun mit der Eröffnungsausstellung Oïphorie diese Halle.
Neben den raumgreifenden Installationen zeigt die Ausstellung die wichtigsten Arbeiten, welche Aurel Aebi, Armand Louis und Patrick Reymond mit ihrem Team seit der Ateliergründung 1991 geschaffen haben: einfache, unmittelbar nachvollziehbare konstruktive Formen, die durch alltäg-liche Bilder und Erzählungen inspiriert und gestützt werden, sodass sie im Gedächtnis haften bleiben. Neben den Produkten geben Materialstudien, Prototypen und Videos erstmals umfas-send Einblick in ihre ebenso systematische wie spielerische Arbeitsweise.
Von der Kaffetasse bis zum Fabrikgebäude: Was zählt ist das Material
atelier oï arbeitet international und in allen Dimensionen, von der Kaffeetasse bis zum Fabrikge-bäude. Wichtig ist für das Trio, einen intensiven Dialog mit dem Material zu pflegen und mit den Händen zu denken. Im Zentrum steht meist die hochwertige handwerkliche Verarbeitung, wie bei den ledernen Objets Nomades für Louis Vuitton. In anderen Fällen sollen die Stückzahlen hoch und die Kosten tief sein, wie bei der Garderobe Torslanda aus PET-Folie für Ikea oder den Kaf-feetassen View aus Gussglas für Nespresso. Vernissage: Freitag, 27. Oktober, 19 Uhr, zusammen mit MyCollection: Stefan Sagmeister Kuratorium: Karin Gimmi, Kuratorin Museum für Gestaltung
Szenografie: Mario Lorenz, DESERVE, Wiesbaden
Licht in Bewegung
Licht und Leuchten sind ein wiederkehrendes Thema in der Arbeit von atelier oï. Im Ruhezustand mögen sie bisweilen wenig ansehnlich wirken, dafür kommt ihr visuelles Potenzial in den spieleri-schen Konstellationen der Bewegung umso mehr zur Geltung. Die Leuchten Les danseuses dre-hen sich in unterschiedlichem Tempo, aber immer so schnell, dass die Fliehkraft die Oberhand gegenüber der Schwerkraft behält. Der Effekt tanzender Derwische, der durch die sanfte Wellen-form entsteht, verhüllt die einfache Konstruktion.
Eine andere Leuchte mit dem programmatischen Namen Oïphorique zieht sich zusammen und dehnt sich wieder. Das ist nur deshalb möglich, weil das plissierte Textil, wie man es von Raff-storen kennt, so eingeschnitten wird, dass es sich quer zu den Falten knicken lässt. So bilden die Lampenschirme nun ein pulsierendes Objekt, dessen Bewegungen an das Atmen von Säugetie-ren oder an Quallen im Meer gemahnen.
Troïka als Prinzip der Zusammenarbeit
Eine Troika ist die russische Variante eines Pferde-Dreigespanns. Mit der Wortmitte benennen die Gestalter das Prinzip ihrer Zusammenarbeit: eine dreigeteilte Antriebskraft im Dienste der Projekte. Mit ihrem 35-köpfigen Team verbinden sie Arbeitsmethoden aus Produktgestaltung, Architektur und Szenografie. Sie legen sich ungern auf ein Spezialgebiet fest und riskieren damit immer mal wieder, zwischen Stuhl und Bank zu fallen. Dieses interdisziplinäre Schaffen hat we-sentlich dazu beigetragen, dass atelier oï zu einem der bedeutendsten Designbüros der Schweiz geworden ist.
Das Vermittlungsprogramm mit Gesprächen, Führungen und Workshops ist auf der Website zu finden: museum-gestaltung.ch
Öffnungszeiten
Dienstag–Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–20 Uhr
atelier oï, Installation A Composition for Cords, Centro Culturale Svizzero, Mailand, 2006, © atelier oï
atelier oï, Installation A Composition for Cords, Centro Culturale Svizzero, Mailand, 2006, © atelier oï
atelier oï, Leuchten Les danseuses, Installation im Moïtel, La Neuveville, 2011, © atelier oï
atelier oï, Prinzip-Modell für die Leuchte Stelle Filanti, Venini, 2013, © atelier oï
atelier oï, Leuchten Oïphorique, Installation im Moïtel, La Neuveville, 2011, © atelier oï
atelier oï, Stuhl Lyss, Modelle, 2010, © atelier oï
atelier oï, Installation Minoshi, Moïtel, La Neuveville, 2015, © atelier oï
atelier oï, Leuchtenkollektion Tome, 2005, © atelier oï
atelier oï, Leuchten-Kollektion Fusion, Ozeki mit Hida Sangyo, 2016, © atelier oï
atelier oï, Garderobe Torslanda, Ikea, 1997, © Alain Rossetti
atelier oï, Kaffeetassen-Kollektion View, Nespresso, 2017, © atelier oï